78° 13′ N – Spitzbergen mal nicht mit Hurtigruten
78° 13′ N – Spitzbergen mal nicht mit Hurtigruten

78° 13′ N – Spitzbergen mal nicht mit Hurtigruten

„Spitzbergen? – Du bist doch verrückt! Und das auch noch im Herbst? Ist es da nicht ganz dunkel?“ Ein großer Teil von euch versteht sicher woher die Faszination kam, oder? Gletscher, Berge, Nordlichter, Schnee und Eis und eine gewaltige ursprüngliche Natur, in der der Mensch nur eine untergeordnete Rolle spielt. Kein Wunder, dass ich die Gelegenheit dort ein paar Monate zu verbringen nicht verstreichen lassen wollte!

Wieso überhaupt Spitzbergen?

Als ich zuerst von UNIS – der Uni-Außenstelle von Tromsø auf Spitzbergen – erfuhr, war ich sofort begeistert und habe mich für einige Kurse, die dort angeboten werden, beworben. Ein paar Wochen später stand fest, dass ich mich am 22. September für zwei Monate von Aachen verabschieden würde.

Oben in Longyearbyen angekommen, merkte ich schnell, dass ich nicht die einzige war, die vor allem raus in die Natur und die arktische Wildnis erkunden wollte. Ich fand schnell eine Gruppe von Leuten, die ähnlich abenteuerlustig waren. Nach Abschluss meines Uni-Kurses kam dann auch noch mein Freund Mischa dazu. Beste Voraussetzungen für geniale Touren.

Übernachtung im Gletscher

Zu den spannendsten Erlebnissen auf Spitzbergen gehören definitiv die Übernachtungen in einer der vielen Eishöhlen, die sich im Winter in den Schmelzwasserkanälen im Gletscher bilden. Die wichtigsten Dinge, die man für so eine Tour unbedingt dabeihaben muss, sind neben der Verpflegung vernünftige Stirnlampen, ein Gewehr und eine Signalpistole zur Eisbärabwehr, Kletterausrüstung und natürlich ein Schlückchen Whisky für den Abend. All das und noch einiges mehr in den Rucksäcken verstaut, machten Mischa und ich uns gegen Mittag auf Richtung „Larsbreen“ – unserem Haus-Gletscher. Da ich den Weg von einigen früheren Touren schon kannte, fanden wir trotz Schneesturm und völliger Dunkelheit nach gut 3 Stunden Aufstieg und einigem Suchen den Eingang zur Höhle. Zunächst mussten wir das inzwischen ziemlich zugeschneite Loch wieder freilegen. Dann konnten wir endlich in den geschützten ca. 20 Meter tiefen Kanal abseilen. Eisschrauben rein, Seil dran und ab in die Tiefe!

Unten angekommen und mit heißer Schokolade aufgewärmt war dann natürlich erstmal erkunden angesagt. Eishöhlen sind in der Tat atemberaubend! Die atemberaubende Schönheit der vielen Gänge und niedrigen Säle voller Eiszapfen kann man weder in Bildern noch in diesem Artikel wirklich erfassen. Alles glitzert und gelegentlich kann man sogar die Schneebrücken oder den Himmel von unten sehen.

Überwältigt von den Entdeckungen in der Höhle und inzwischen auch ganz schön hungrig, schlugen wir unser Lager an einer etwas breiteren Stelle auf und verkrochen uns fürs erste in unseren Schlafsäcken. Glücklicherweise war es mit ca. – 6 °C unten in der Eishöhle noch vergleichsweise warm.

Am nächsten Tag entschieden wir kurzerhand, dass unser Notfallessen noch für einen weiteren Tag reichen musste. Wir verbrachten den Tag mit Tourenski auf dem Gletscher, machten einen kleinen Ausflug zum nächsten Gipfel (Sarkofagen) und blieben im Anschluss eine weitere Nacht in der Höhle. Beim Abstieg hatten wir glücklicherweise wieder schöneres Wetter und konnten, dank dem heftigen Schneefall der letzten Tage, einen großen Teil der Strecke ins Tal auf Ski zurücklegen – zurück zur Wärme der Zivilisation.

Das Leben in Longyearbyen

Mit einer Tour zu den Gletscherhöhlen ist die Zeit, die ich auf Spitzbergen verbracht habe, noch lange nicht beschrieben. Neben der Uni gab es überraschend viel Abwechslung. Obwohl in Longyearbyen nur ca. 2.500 Menschen leben, hat die Stadt eine ziemlich gute Infrastruktur. Es gibt eine Sporthalle mit Kletterwand, ein Schwimmbad, ein Kino und einige Bars. Zwar gibt es nur einen Supermarkt, aber dafür etliche Outdoor-Shops. Im Grunde ist diese Infrastruktur gar nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass man nicht „mal eben so“ aufs Festland fliegen kann.

Ich konnte dadurch jedenfalls weiter klettern gehen und habe zudem ein neues Hobby entdeckt – Kajakpolo. Nach den Trainingssessions im Pool waren häufig ein gemütlicher Saunagang und ein entspanntes Bierchen mit den Freunden angesagt, bei dem oft schon die nächste Aktion geplant wurde. So waren wir mit Lawinensuchhunden trainieren, sind auf die Gipfel in der Umgebung gestiegen und waren einige Male auf dem Gletscher Ski fahren.

Nach zwei ereignisreichen Monaten mussten wir uns schweren Herzens von unseren neuen Freunden und der arktischen Natur verabschieden und den Weg nach Hause antreten. Trotz des kleinen Kulturshocks, der mich immer wieder überwältigt, wenn ich zurück nach Deutschland komme, habe ich mich doch auch sehr über das Wiedersehen mit Freunden, Familie und Sonnenlicht gefreut.

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.